Cannabis gegen Migräne: Wie THC und CBD wirken können

Mann sitzt mit zusammengekniffenen Augen auf dem Sofa und hält sich den schmerzenden Kopf
Aktualisiert am: 17.09.2025

Key Facts:

  • Migräne tritt in verschiedenen Formen auf – von klassischer Migräne mit Aura bis hin zu seltenen Sonderformen wie hemiplegischer oder okulärer Migräne.
  • Medizinisches Cannabis könnte bei Migräneattacken helfen, Schmerzen zu lindern, Übelkeit zu reduzieren und Entzündungen zu hemmen.
  • Studien zeigen vielversprechende Effekte von THC, CBD und anderen Cannabinoiden, aber eine ärztliche Beratung ist entscheidend.

Migräne ist mehr als ein normaler Kopfschmerz. Viele Patient:innen leiden unter starken, einseitigen Schmerzen, Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Manche erfahren zusätzliche neurologische Symptome, besonders bei Migräne mit Aura. Konventionelle Medikamente helfen nicht immer oder führen zu Nebenwirkungen, weshalb viele nach alternativen Therapieoptionen suchen.

In den letzten Jahren rückt medizinisches Cannabis immer stärker in den Fokus als mögliche Behandlung von Migräne. Aber kann Cannabis gegen Migräne wirklich helfen? Wir klären auf!


Migräne: Eine unterschätzte Krankheit mit großer gesellschaftlicher Bedeutung

Migräne gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen überhaupt. Viele Patient:innen leiden regelmäßig unter starken Kopfschmerzen, begleitet von Symptomen wie Übelkeit, Licht- oder Lärmempfindlichkeit. Auch gesellschaftlich hat Migräne eine große Bedeutung. Durch Arbeitsausfälle und verringerte Leistungsfähigkeit entstehen jährlich enorme wirtschaftliche Kosten. Expert:innen sehen die Situation daher nicht nur als individuelles, sondern auch als gesundheitspolitisches Problem. Die Suche nach wirksamen Therapieoptionen spielt eine zentrale Rolle – insbesondere dann, wenn klassische Medikamente nicht ausreichend helfen.


Welche Therapieoptionen gibt es bisher?

Zur Behandlung von Migräne stehen verschiedene Medikamenten-Ansätze zur Verfügung. In der akuten Schmerztherapie werden häufig Triptane oder klassische Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol eingesetzt. Sie können die Intensität einer Attacke lindern, wirken jedoch nicht bei allen Patient:innen gleich gut und sind teilweise mit Nebenwirkungen verbunden.

Für die Prophylaxe – also die Vorbeugung wiederkehrender Migräneattacken – kommen Betablocker, Antiepileptika oder bestimmte Antidepressiva zum Einsatz. Auch nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Entspannungstechniken, regelmäßiger Schlaf und Stressmanagement spielen eine wichtige Rolle.


Welche Arten von Migräne gibt es?

Migräne ist nicht gleich Migräne. Die Symptome und Auslöser variieren stark zwischen Patient:innen. Die zwei häufigsten Formen sind:

  • Migräne ohne Aura (einfache Migräne): Starke, pulsierende Kopfschmerzen, oft begleitet von Übelkeit und Lichtempfindlichkeit.
  • Migräne mit Aura (klassische Migräne): Zusätzlich zu den Kopfschmerzen treten neurologische Symptome auf, wie Sehstörungen oder Kribbeln in Armen und Beinen.

Daneben gibt es noch weitere Sonderformen:

  • Okulare Migräne: Verursacht Lichtblitze oder Flimmern, oft ohne Kopfschmerzen.
  • Menstruelle Migräne: Hängt mit dem Zyklus zusammen, tritt häufig kurz vor oder während der Periode auf.
  • Abdominelle Migräne: Häufig bei Kindern, mit Bauchschmerzen statt typischer Kopfschmerzen.
  • Hemiplegische Migräne: Seltene Form mit vorübergehender Lähmung einer Körperseite.
  • Migräne mit Hirnstammaura: Geht mit Schwindel, Sprach- und Sehstörungen einher.


 
 

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Wie wirkt Cannabis gegen Kopfschmerzen?

Cannabis enthält Wirkstoffe wie THC und CBD, die mit dem Endocannabinoidsystem (ECS) interagieren. Dieses System reguliert Schmerzsignale, Entzündungen und Stress. Forschungen zeigen, dass Migränepatient:innen oft veränderte Endocannabinoid-Spiegel haben, was auf eine mögliche Verbindung zwischen Migräne und Cannabinoiden hinweist.

Mögliche Wirkmechanismen von Cannabis bei Migräne sind:

  • SchmerzlinderungTHC und CBD binden an Cannabinoid-Rezeptoren, wodurch die Schmerzintensität sinken kann.
  • Entzündungshemmung: Cannabinoide können entzündungsfördernde Prozesse hemmen, die bei Migräneattacken eine Rolle spielen.
  • Muskelentspannung: Cannabis kann verspannte Nacken- und Schultermuskeln lösen.
  • Stressreduktion: Stress ist ein häufiger Trigger für Migräne; Cannabis kann das Wohlbefinden verbessern.

Formen, Produkte und Anwendung von medizinischem Cannabis

Medizinisches Cannabis steht Patient:innen in unterschiedlichen Präparaten und Produkten zur Verfügung. Am bekanntesten sind Cannabisblüten, die in Deutschland auf Rezept erhältlich sind. Daneben gibt es Cannabisextrakte, Öle sowie zugelassene Fertigarzneimittel, die gezielt THC, CBD oder eine Kombination beider Wirkstoffe enthalten. Während THC vor allem für seine schmerzlindernden Effekte untersucht wird, gilt CBD als nicht-psychoaktiver Bestandteil mit entspannenden und entzündungshemmenden Eigenschaften.

Die Einnahme von Cannabis kann auf verschiedene Arten erfolgen – zum Beispiel durch Inhalation, Öl (bspw. in Tropfenform) oder Kapseln. Welche Form am besten geeignet ist, hängt von der individuellen Situation und der ärztlichen Einschätzung ab. Die Dosierung wird stets durch den behandelnden Arzt oder die Ärztin festgelegt, da Faktoren wie Krankheitsverlauf, Begleiterkrankungen und Sicherheit berücksichtigt werden müssen.


Risiken und mögliche Nebenwirkungen beim Einsatz von Cannabis bei Kopfschmerzen

Wie bei jeder Therapie können auch bei der Anwendung von medizinischem Cannabis Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören unter anderem Müdigkeit, Schwindel, Konzentrationsstörungen oder ein trockenes Mundgefühl. Die Verträglichkeit hängt stark von der individuellen Situation, der Dosierung und den eingesetzten Präparaten ab.

Wichtig ist die Abgrenzung zum Freizeitkonsum („Kiffen“): Während es beim unkontrollierten Gebrauch von Marihuana ein Risiko für Abhängigkeit und psychische Probleme gibt, wird medizinisches Cannabis unter ärztlicher Aufsicht verschrieben und kontrolliert angewendet. Dadurch erhöht sich die Sicherheit, gleichzeitig bleibt jedoch eine sorgfältige Überwachung durch den behandelnden Arzt oder die Ärztin notwendig.


Studien: Was sagt die Wissenschaft zu THC und CBD bei Migräne?

Mehrere Studien und Publikationen zeigen, dass medizinisches Cannabis Migräneattacken lindern und deren Häufigkeit reduzieren kann. Einige Beispiele:

  • Patient:innen, die Cannabis inhalieren, berichten von einer signifikanten Reduktion der Migräneintensität und Dauer.
  • Über 85 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass Cannabis die Häufigkeit der Migräneanfälle senkt.
  • Cannabis-Konzentrate und CBD-Öl zeigen eine besonders hohe Wirksamkeit.

Die Forschung zur Wirkung von THC und CBD ist noch im Aufbau, doch die bisherigen Ergebnisse deuten auf ein positives Potenzial für die Migränebehandlung hin.

Genauere Informationen zur aktuellen Studienlage gibt es im Beitrag Cannabis bei Migräne-Kopfschmerzen.


Fazit: Cannabis gegen Migräne als mögliche Therapieoption

Cannabis gegen Kopfschmerzen und Migräne könnte eine natürliche Alternative für Patient:innen sein, besonders wenn herkömmliche Medikamente nicht ausreichend helfen. Studien zeigen positive Effekte, aber Nebenwirkungen und individuelle Unterschiede sind zu beachten.

Wer die Therapie mit medizinischem Cannabis in Betracht zieht, sollte dies unbedingt mit einem Arzt oder einer Ärztin besprechen. Eine sorgfältige Dosierung, Einnahmeform und regelmäßige ärztliche Kontrolle sind entscheidend für Sicherheit und Effektivität.

Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine medizinische Beratung dar. Die hier bereitgestellten Inhalte sind nicht dazu gedacht, den Konsum von Cannabis zu fördern oder zu bewerben. Medizinisches Cannabis sollte nur nach ärztlicher Verordnung und unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen verwendet werden. Bei Fragen oder gesundheitlichen Beschwerden sollte sich bitte immer an eine medizinische Fachkraft gewendet werden.

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