Erkältung im Anflug – macht Cannabis alles besser oder schlimmer?

Veröffentlicht am: 17.09.2025
Key Facts:
- Cannabis kann Symptome lindern, etwa Schmerzen, Schlafprobleme oder Abgeschlagenheit – entscheidend sind jedoch Konsumform und Dosierung.
- Rauchen und teilweise auch Verdampfen belasten die Atemwege zusätzlich und können den Krankheitsverlauf verschlimmern; orale Formen wie Öl oder Tee sind schonender.
- Die Wirkung auf das Immunsystem ist noch nicht eindeutig erforscht – Cannabinoide wirken zwar entzündungshemmend, könnten dadurch aber auch den Heilungsprozess verzögern.
Der Herbst steht vor der Tür, draußen wird es früher wieder dunkel, die Temperaturen sinken und auch die Ansteckungsgefahr wird wieder größer – und schon steigt die Zahl der Infektionen erneut deutlich an. Eine Erkältung oder auch eine Grippe gehört dann fast schon zum Alltag: Fieber, Husten, Schmerzen und Abgeschlagenheit belasten den Körper. Gerade für Cannabispatient:innen stellt sich in dieser Phase die Frage, ob sie ihre Medikation fortsetzen oder anpassen sollten. Schließlich gilt es, zwischen Linderung und zusätzlicher Belastung abzuwägen. Cannabis enthält Wirkstoffe wie THC und CBD, deren Wirkung sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Ob Verdampfen, Rauchen oder oraler Konsum – bei der Einnahme von Cannabis während einer Erkältung gibt es eine Vielzahl von Optionen und Strategien, die den Verlauf der Erkrankung positiv, aber auch negativ beeinflussen können. Dabei entscheiden individuelle Faktoren über das Potenzial und die Verträglichkeit.
In diesem Beitrag erfährst du, was eine Erkältung eigentlich genau ist, ob Cannabis während einer Erkältung konsumiert werden kann und ob es bei der Genesung hilft – oder doch eher schadet.
Schnupfen, Husten, Heiserkeit: Was hinter einer Erkältung steckt
Eine Erkältung gehört zu den häufigsten Infektionen, besonders im Herbst und Winter, wenn die Temperaturen fallen und sich mehr Menschen in geschlossenen Räumen aufhalten. In dieser Zeit steigen die Erkältungswellen deutlich an. Ausgelöst wird eine Erkältung durch Viren, die über die Atemwege in den Körper gelangen. Das Immunsystem reagiert darauf mit typischen Abwehrstrategien, die sich in den bekannten Erkältungssymptomen zeigen.
Zu den klassischen Beschwerden zählen Schnupfen, eine verstopfte Nase, Halsschmerzen und Husten. Letzterer ist zunächst trocken und später mit Schleim verbunden. Häufig kommen auch Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Fieber hinzu. Diese Symptome entstehen aber tatsächlich nicht direkt durch die Viren, sondern durch die Immunfunktion des Körpers, der mit Entzündungen reagiert, um die Erreger abzuwehren. Die daraus resultierenden Krankheitssymptome sind zwar unangenehm, für den Heilungsprozess aber entscheidend.
Der Verlauf einer Erkältung lässt sich grob in drei Phasen einteilen:
- Inkubationszeit: Die Viren vermehren sich, erste Immunzellen werden aktiv, aber spürbare Symptome fehlen noch.
- Akutphase: Nach zwei bis drei Tagen treten Husten, Halsschmerzen und ein allgemeines Krankheitsgefühl auf. Die Atmung fällt schwer, die Körpertemperatur steigt.
- Spätphase: Das Immunsystem gewinnt die Oberhand! Die Symptome klingen ab und der Körper erholt sich langsam wieder.
Cannabis und das Immunsystem: Unterstützung oder Belastung?
Das Immunsystem übernimmt die zentrale Rolle bei der Abwehr von Viren, die Erkältungen und Grippe auslösen. Während dieser Prozesse entstehen typische Symptome wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen oder Fieber, die auf die Entzündungen im Körper zurückzuführen sind. Und genau hier setzt die Diskussion um Cannabis bei Erkältung an: Könnten Cannabinoide das Immunsystem unterstützen oder belasten sie es eher?
Cannabis enthält Inhaltsstoffe wie THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol), die in der Medizin vielfältig genutzt werden können. Sie können je nach Einsatz schmerzstillend, krampflösend, beruhigend oder schlaffördernd, aber auch belebend wirken. Für viele Cannabispatient:innen ist die Medikation unverzichtbar, selbst während einer Erkältungswelle in den kälteren Monaten. Studien deuten darauf hin, dass Cannabinoide entzündungshemmende Eigenschaften besitzen1. Einige Forschende vermuten allerdings, dass genau diese Wirkung die Immunabwehr beeinflussen und den Heilungsprozess verlängern könnte2 – eindeutige Forschungsergebnisse liegen bisher jedoch nicht vor.
Die Wirkung hängt stark von der Konsumform ab. Während eine orale Behandlung mit Extrakten oder Tee in den meisten Fällen unproblematisch bleibt, birgt das Rauchen von Cannabis deutliche Nachteile. Der Rauch reizt die Atemwege, trocknet den Hals aus, verdickt den Schleim in den Bronchien und erschwert die Atmung. Gerade bei akuten Erkältungssymptomen kann das den Verlauf der Krankheit verschlimmern. Auch Verdampfen ist schonender als Rauchen, kann die Lunge aber dennoch reizen. Deshalb gilt: möglichst die niedrigste wirksame Dosierung wählen und gegebenenfalls in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin auf eine orale Medikation umsteigen.
Unterm Strich zeigt sich: die Nutzung von Cannabis bei einer Erkältung kann in bestimmten Fällen Linderung bringen, doch die richtige Form der Einnahme und die individuelle Situation der Patient:innen sind ausschlaggebend.
Cannabis bei Erkältungssymptomen: Wo es nützt – und wo nicht
Viele Patient:innen setzen ihre Cannabistherapie auch während einer Erkältung oder Grippe fort. Grundsätzlich sind die Inhaltsstoffe der Pflanze – darunter die Cannabinoide THC und CBD – nicht kontraindiziert. Dennoch hängt der Nutzen stark von der Darreichungsform und den individuellen Symptomen ab.
Mögliche positive Effekte
- Schmerzlinderung: Cannabis kann dabei helfen, Kopf- oder Gliederschmerzen während einer Erkältung erträglicher zu machen.
- Besserer Schlaf: Da viele Patient:innen über schlaffördernde Wirkungen berichten, kann Cannabis in den Abendstunden für erholsamere Nächte sorgen – trotz Husten oder verstopfter Nase.
- Entspannung: Wer sich durch Erkältungssymptome besonders erschöpft fühlt, kann von den beruhigenden Eigenschaften profitieren.
Die Seite der Risiken nicht unterschätzen: Wann Cannabis bei Erkältung keine gute Idee ist
So hilfreich Cannabis bei Erkältungssymptomen in manchen Fällen sein kann, gibt es auch Situationen, in denen der Konsum mehr Nachteile als Nutzen bringt. Das gilt besonders dann, wenn die Atemwege bereits gereizt sind. Das Rauchen von Cannabis verschlimmert den Hustenreiz und trocknet den Hals weiter aus und erschwert die Atmung zusätzlich. Für Patient:innen kann dies bedeuten, dass die ohnehin geschwächte Lunge zusätzlich belastet wird. Auch beim Verdampfen gilt: Es ist schonender als Rauchen, reizt die Atemwege aber trotzdem. Wer Cannabis bei Erkältung weiter nutzen möchte, sollte daher auf alternative Formen wie Öl in Tropfenform oder Tee ausweichen.
Auch die Dosierung spielt eine wichtige Rolle. Menschen reagieren während einer Erkältung oder Grippe oft empfindlicher auf Medikamente. Schon kleine Mengen THC oder CBD können dann stärker wirken. Deshalb empfehlen Fachleute: die niedrigst wirksame Dosierung wählen und auf Veränderungen der Symptome achten.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten während der Erkältung
In der Regel verursachen gängige Medikamente gegen Erkältung – etwa Schmerzmittel, Nasensprays oder Hustensäfte – keine Wechselwirkungen mit Cannabis. Dennoch ist es sinnvoll, in der Apotheke nachzufragen, wenn neue Präparate hinzukommen oder die Darreichungsform von inhalativ zu oral gewechselt wird. Denn gerade bei der oralen Einnahme werden die Wirkstoffe über die Leber abgebaut, wo auch viele andere Wirkstoffe verstoffwechselt werden. So könnten Wechselwirkungen mitunter Einfluss auf den Verlauf der Krankheit nehmen.
Unterm Strich zeigt sich: Der Einsatz von Cannabis bei Erkältung erfordert Aufmerksamkeit und ein gewisses Maß an Vorsicht. Ob Patient:innen ihre Medikation fortsetzen, reduzieren oder zeitweise umstellen sollten, hängt von individuellen Faktoren wie der Schwere der Symptome, bestehenden Erkrankungen und den gewählten Konsumstrategien ab. Ärztliche Beratung bleibt daher die sicherste Möglichkeit, um Risiken zu vermeiden und die passende Behandlung zu finden.
Fazit: Cannabis bei Erkältung – das solltest du jetzt wissen
Am Ende bleibt festzuhalten: Cannabis kann für Cannabispatient:innen auch während einer Erkältung oder Grippe eine sinnvolle Unterstützung sein – allerdings nur, wenn Form, Konsum und Dosierung sorgfältig gewählt werden. Vor allem das Rauchen belastet die Atemwege und sollte während akuter Infektionen vermieden werden. Orale Formen mit THC oder CBD können dagegen Linderung bringen, etwa bei Schmerzen, Schlafproblemen oder Fieber. Welche Strategien im Einzelfall passen, hängt von individuellen Faktoren wie der allgemeinen Gesundheit, dem Wetter oder der Häufigkeit von Erkältungswellen ab. Wichtig ist, sich auf die Wirkung der Medikation einzustellen, mögliche Wechselwirkungen im Blick zu behalten und bei Unsicherheit die Apotheke oder ärztliche Beratung einzubeziehen. So entfaltet Cannabis sein bestmögliches Potenzial – ohne unnötige Risiken und mit Blick auf eine schnellere Erholung des Körpers.
Disclaimer: Dieser Beitrag dient ausschließlich Informationszwecken und ersetzt keine ärztliche Beratung. Bei gesundheitlichen Beschwerden, Fragen zur Medikation oder zum Einsatz von Cannabis während einer Erkältung oder Grippe solltest du stets eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren. Auch Apotheker:innen können zu möglichen Wechselwirkungen und Dosierungen beraten.
Quellen:
[1] Aziz, A.-I., Nguyen, L. C., Oumeslakht, L., Bensussan, A., & Ben Mkaddem, S. (2022). Cannabinoids as immune system modulators: Cannabidiol potential therapeutic approaches and limitations. Cannabis and Cannabinoid Research, 7(6), 481–496. https://doi.org/10.1089/can.2022.0133.
[2] Preteroti, M., Wilson, E. T., Eidelman, D. H., & Baglole, C. J. (2023). Modulation of pulmonary immune function by inhaled cannabis products and consequences for lung disease. Respiratory Research, 24(1), 95. https://doi.org/10.1186/s12931-023-02399-1.
