Einnahme von Cannabis
In welcher Form wird Cannabis angewendet?
Medizinische Cannabisblüten können zerkleinert und mit einem dafür geeigneten Vaporisator verdampft und inhaliert werden, sowie als Teeaufguss oder in Form von Extrakten und Vollspektrum-Kapseln oral eingenommen werden. Die Wahl der Darreichungsform und damit verbundenen Anwendungsform sowie die Dosierung richtet sich nach Art und Schweregrad der Erkrankung.
- Inhalative Anwendung
Die wohl am häufigsten verordnete pharmazeutische Anwendung ist die Verdampfung und Inhalation von medizinischen Cannabisblüten mit einem Vaporisator. Verschrieben werden unveränderte und unzerkleinerte Cannabisblüten. Bei dieser Darreichungsform gibt es jedoch große Unterschiede. Jede Blütensorte ist individuell. Bei der Verordnung wird entsprechend des Krankheitsbildes die geeignete Sorte für die Patient:innen nach Kriterien, wie der Genetik (Sativa, Indica, Hybrid) und Gehalten der Inhaltsstoffe (THC, CBD, Terpene) ausgewählt. Patient:innen erhalten die speziell für sie abgefüllten Blüten in einem mit kindergesichertem Verschluss versiegelten Braunglas. Für die Anwendung wird die Einzeldosis mit dafür vorgesehenen Grindern bzw. Kräutermühlen zerkleinert. Die Dosis wird in die Dosierkapseln gefüllt und dann bei entsprechender Temperatur verdampft und inhaliert. Da Cannabis ein Naturprodukt ist und damit auch umweltbedingten Faktoren unterliegt, kann es zu Schwankungen der Wirkstoffgehalte kommen, sowie Einschränkungen in der Verfügbarkeit. - Orale Anwendung
Darreichungsformen zum Einnehmen sind in der Anwendung sehr diskret. Die Aufnahme der Wirkstoffe lässt sich durch gleichzeitige Einnahme fettreicher Nahrung verbessern, da THC und CBD sowie auch Terpene fettlösliche Substanzen sind. - Extrakte/Extraktkapseln
Ein weitere beliebte Darreichungsform ist die orale Einnahme von Extrakten und/oder Kapseln. Cannabisextrakte können entweder als Tropfen geschluckt (oral) oder über die Mundschleimhaut (transmukosal) eingenommen werden. Kapseln werden mit einem Glas Wasser eingenommen. Anders als bei Cannabisblüten müssen Extrakte vor der Einnahme nicht erhitzt werden. Die Decarboxylierung, also die Aktivierung des Wirkstoffes findet bereits bei der Extraktion statt. Somit sind Extrakte sofort gebrauchsfertig. Extrakte und Kapseln werden bei der Herstellung auf einen festgelegten Gehalt bzw. Konzentration eingestellt, sodass eine sehr genaue Dosierung erfolgen kann, womit eine hohe Dosissicherheit einhergeht. - Teezubereitung
Eine eher selten verordnete Anwendungsmöglichkeit sind Cannabisblüten zur Teezubereitung. Dabei gilt es einige Hinweise zu beachten. Verordnet werden die Blüten, wie üblich mit vollständiger Angabe der Sorte mit der Abgabemenge. Wichtig ist hierbei eine genaue Dosierungsanweisung des Arztes. Ob diese Anwendung für Patient:innen geeignet ist, sollte mit der:dem Ärzt:in besprochen werden. Für die optimale Wirkung ist die Zubereitung von großer Bedeutung. Um die Cannabinoide zu aktivieren, müssen diese decarboxyliert werden. Dafür gibt es 2 Möglichkeiten. Die zerkleinerten Blüten werden im Backofen bei 100-110° C etwa 45 bis 60 Minuten erhitzt. Anschließend werden die zerkleinerten Blüten in einem Teebeutel aus Stoff oder einem Teesieb mit kochendem Wasser gebrüht und sollten etwa 15 Minuten ziehen. Der Tee kann dann getrunken werden. Bei der anderen Art der Zubereitung wird die Menge an zerkleinerten Blüten in 300 bis 400ml Wasser für etwa 60 Minuten bei 100° C erhitzt. Zu dem Tee sollte noch etwas Sahne oder Milch dazu gegeben werden. Cannabinoide sind nicht in Wasser, sondern in Fett löslich. Da ein Tee aus Cannabisblüten bitter sein kann, kann auch etwas Honig zum Süßen hinzugegeben werden. Die Zubereitung kann sowohl warm als auch kalt getrunken werden. - Sublinguales Spray
Für diese Anwendungsform steht das Fertigarzneimittel Sativex® zur Verfügung. Dabei handelt es sich um einen Extrakt, bei dem die Wirkstoffe in eingestellter Konzentration vorliegen. Weitere pflanzliche Inhaltsstoffe oder das verwendete Kultivar sind jedoch nicht bekannt. Weiterhin enthalten sind unter anderem Substanzen wie Ethanol und Pfefferminzöl. Das Arzneimittel wird laut Fachinformation angewendet zur Symptomverbesserung bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Spastik aufgrund von Multipler Sklerose (MS). Eine Off-label Verordnung ist jedoch nicht unüblich. Bei dieser Form der Anwendung kommt eine weitere Nebenwirkung zu den anderen, wie u.a. Müdigkeit, Schwindel und Mundtrockenheit hinzu: Reizungen der Mundschleimhaut.
Wie oft darf Cannabis angewendet werden?
Zur Dosierung gibt es zurzeit keine allgemein-gültige Empfehlung. Die Dosierung ist bei jedem Patienten individuell. Dazu ist es notwendig, dass Sie Ihre Symptome und Beschwerden mit Ihrem Arzt besprechen. In Zusammenarbeit eruieren Sie die für Sie optimale Form der Applikation und jeweiligen Dosierung.
Wann tritt die Wirkung von Cannabis ein?
Die Wirkung tritt je nach Art der Einnahme unterschiedlich schnell ein.
- Wenn Cannabisblüten verdampft und inhaliert werden, zeigt sich die Wirkung innerhalb von wenigen Minuten. Nach der Inhalation dauert die Wirkung etwa 2 bis 3 Stunden an. Daher eignet sich die Verdampfung und Inhalation vor allem zur Behandlung akut auftretender Symptome, bspw. von Schmerzspitzen.
- Bei der Einnahme von Extrakten und Kapseln tritt die Wirkung nach 30 bis 90 Minuten ein und hält für etwa 4 bis 8 Stunden an. Daher sind Extrakte und Kapseln vor allem als Dauermedikation zur Behandlung chronischer Symptome geeignet.
Zu welcher Tageszeit wird Cannabis angewendet?
Grundsätzlich kann Cannabis zu jeder Tageszeit eingenommen werden. Die Einnahme ist abhängig von der Art der Einnahme, sowie von der Genetik der verordneten Sorte und der Indikation. Die genaue Dosierung sowie die Häufigkeit und die Zeitpunkte der Einnahme sollten individuell zwischen Arzt und Patient besprochen werden - vor allem bei verschreibungspflichtigen Cannabis Produkten.1 CBD Öle können regelmäßig z.B. morgens und abends eingenommen werden oder nach Bedarf, wie z.B. bei einem beginnenden Migräne Schub.2
Wann sollten keine Cannabisprodukte eingenommen werden?
Liegen beim Patienten schwere Persönlichkeitsstörungen vor oder handelt es sich um einen Psychose-Risikopatienten liegt eine Kontraindikation vor. In diesem Fall sollte kein Cannabis verschrieben werden. Abgesehen davon ist Cannabis laut WHO, die 2018 das Risiko von Cannabiskonsum bewertet hat, ein “relativ sicheres Medikament”.3