NEU! Grünhorn Patienten-Dialog am 17.09. um 18 Uhr || Hier anmelden Deine Fragen – unser Wissen. Gemeinsam für Deine Gesundheit.

Nicht jeder Kiffer ist dumm – Warum wir dieses Klischee endlich hinter uns lassen sollten

Veröffentlicht am: 26.08.2025


Key Facts

  • Das Klischee vom „dummen Kiffer“ ist wissenschaftlich nicht haltbar! Ein moderater Konsum im Erwachsenenalter führt nicht automatisch zu Intelligenz- oder Leistungseinbußen.
  • Eine dänische Langzeitstudie mit über 5.000 Männern zeigte, dass die Konsumenten keinen stärkeren, sondern sogar einen leicht geringeren alterbedingten Leistungsabfall als Nichtkonsumenten hatten.
  • Für viele Menschen ist Cannabis kein Rauschmittel, sondern eine Hilfe im Alltag. Es kann bspw. bei Schmerzen, Schlafproblemen oder Angststörungen unterstützend eingesetzt werden.

Wenn es um Cannabis geht, scheinen viele Menschen sofort ein Bild vor Augen zu haben: verschlafener Blick, Chipstüte in der Hand, null Ambitionen. Das Klischee vom „verpeilten, dummen Kiffer“ sitzt so tief, dass selbst sachliche Diskussionen schnell und oft ins Lächerliche abdriften. Aber: Dieses Bild ist nicht nur falsch – es schadet auch.


Das Klischee: Woher kommt es?

Das weit verbreitete Image des unmotivierten Dauerkiffers hat die Popkultur, unzählige Anti-Drogen-Kampagnen und sicherlich auch eine Vielzahl von Stammtischgeschichten geprägt. Natürlich gibt es Menschen, die Cannabis auf eine exzessive Art und Weise konsumieren, und Probleme entwickeln – so, wie bei fast jeder Substanz. Aber daraus eine pauschale Abwertung zu basteln, ist genauso unsinnig wie zu behaupten, jeder, der Alkohol trinkt, sei ein ungepflegter Kneipengänger.


Wissenschaftlich betrachtet

Gelegentlicher oder moderater Cannabiskonsum führt nicht automatisch zu messbaren Einbußen bei der Intelligenz oder Leistungsfähigkeit – vor allem dann nicht, wenn Konsument:innen nicht in einer kritischen Entwicklungsphase, wie bspw. im Jugendalter, starten.

Eine dänische Langzeitstudie1 mit über 5.000 Männern, die über einen Zeitraum von durchschnittlich 44 Jahren beobachtet wurden, zeigt sogar: Teilnehmer mit Cannabis-Erfahrung wiesen einen geringeren altersbedingten Abfall in ihren kognitiven Testergebnissen auf als Nichtkonsumenten. Weder das Einstiegsalter noch häufigerer Konsum innerhalb der Nutzergruppe waren dabei mit einem stärkeren Leistungsabfall verbunden.

Die kognitive Beeinträchtigung, die oftmals zitiert wird, ist häufig nur von temporärer Dauer und verschwindet dann wieder, wenn kein THC mehr im Blut vorhanden ist. Dauerhafte Schäden an Psyche und Körper hängen hier vor allem von der Konsumfrequenz, der Dosis, dem Alter beim Einstieg und weiteren individuellen Risikofaktoren ab.


Cannabis als Therapie – weniger „Rausch“, mehr Lebensqualität

Für viele ist Cannabis längst keine „Party-Droge“ mehr, sondern ein hilfreiches Werkzeug:

  • Schmerzpatient:innen, die Opiate vermeiden wollen.
  • Menschen mit Schlafproblemen, die nicht von Tabletten abhängig werden möchten.
  • Personen mit Angststörungen oder PTBS, bei denen die klassischen Medikamente starke, unerwünschte Nebenwirkungen mit sich brachten.

All diese Menschen passen nicht in das Klischee und doch werden sie oft in einen Topf mit dem faulen „Kifferbild“ geworfen. Das ist Stigmatisierung in ihrer reinen Form.


Warum das Stigma gefährlich ist

Das Vorurteil verhindert offene Gespräche, macht Betroffene unsichtbar und schreckt Menschen ab, die Hilfe wollen und diese suchen könnten. Wer Angst hat, als „dumm“ oder „faul“ abgestempelt zu werden, spricht weniger über seinen Konsum – und hat damit auch weniger Chancen, Risiken zu erkennen oder sich vernünftig beraten zu lassen.


Fazit: Es ist Zeit für ein neues Bild

Cannabiskonsument:innen sind so unterschiedlich und individuell wie Fahrgäste in einer Straßenbahn: unter ihnen sind Studierende, Handwerker:innen, Eltern, IT-Nerds, Sportler:innen, sogar Ärzt:innen selbst.

Die Frage sollte nicht sein: „Kiffst du?“

Sondern: „Hilft es dir?“

Cannabis kann missbraucht werden – wie Zucker, Alkohol oder Social Media auch. Aber es kann auch helfen, die Lebensqualität zu verbessern. Das zu differenzieren ist der erste Schritt zur Entstigmatisierung.

Disclaimer: Dieser Beitrag dient ausschließlich der Information und Meinungsbildung. Er ersetzt keine medizinische Beratung oder Diagnose. Cannabis kann Risiken bergen und ist nicht für jede Person geeignet. Wer gesundheitliche Fragen oder Probleme hat, sollte sich an eine Ärztin oder einen Arzt wenden. Beachte bitte die geltenden gesetzlichen Regelungen.



Quellen:
[1] Høeg, K. M., Frodegaard, R. L., Grønkjær, M., Osler, M., Mortensen, E. L., Flensborg-Madsen, T., & Okholm, G. T. (2024). Cannabis use and age-related changes in cognitive function from early adulthood to late midlife in 5162 Danish men. Brain and Behavior, 14(11), e70136. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/brb3.70136.
 
 

Grünhorn Academy Podcast

Aufklären statt abstempeln - Pollux über Konsum, Prävention & Perspektivwechsel | Teil 4

Mehr erfahren  

Alltag & Lifestyle

Nicht jeder Kiffer ist dumm – Warum wir dieses Klischee endlich hinter uns lassen sollten

Cannabis macht nicht automatisch dumm. Warum das Klischee schadet und ...
Head High vs Body High Warum Cannabis nicht gleich Cannabis ist

Head-High vs. Body-High: Warum Cannabis nicht gleich Cannabis ist

Viele Menschen haben eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie sich ...
Merkt mein Nachbar dass ich Cannabis konsumiere

Merkt mein Nachbar, dass ich Cannabis konsumiere?

Einer der größten Hinweise auf den Konsum von medizinischem Cannabis i...
Legal highs Harmloser Spaß oder riskantes Spiel

Legal Highs: Harmloser Spaß oder riskantes Spiel mit der Gesundheit?

Legal Highs klingen verlockend: Als vermeintlich legale und harmlose A...
Cannabis und Terpene   Ihr Einfluss auf das Liebesleben

Cannabis und Terpene - Ihr Einfluss auf das Liebesleben

Cannabis kann die Psyche und das soziale Verhalten beeinflussen, was s...