Head-High vs. Body-High: Warum Cannabis nicht gleich Cannabis ist

Frau mit Smartphone in der Hand blickt nachdenklich zur Seite

Aktualisiert am: 29.09.2025


Key Facts:

  • Head-High vs. Body-High: Geistige Euphorie und Kreativität stehen beim Head-High im Vordergrund, während das Body-High vor allem mit körperlicher Entspannung, Müdigkeit und einem Schweregefühl verbunden ist.
  • Mehr als Sativa oder Indica: Entscheidend für die Wirkung von Cannabis sind die Zusammensetzung von Cannabinoiden und Terpenen – nicht allein die traditionelle Einteilung in Sativa und Indica.
  • Medizinische Relevanz: Unter ärztlicher Aufsicht kann Cannabis gezielt eingesetzt werden, etwa zur Schmerzlinderung, bei Schlafstörungen oder Appetitverlust – die Wirkung kann dabei individuell ganz unterschiedlich ausfallen.

Zwei Menschen, ein paar Cannabisblüten – und völlig verschiedene Erfahrungen: Während die eine Person vor lauter Gedanken und Ideen kaum aufhören kann zu reden, versinkt die andere tiefenentspannt und schläfrig auf dem Sofa. Dieses kleine Beispiel zeigt, warum Cannabis nicht gleich Cannabis ist. Der Unterschied zwischen Head-High und Body-High prägt, wie Konsumierende den Rausch erleben – und kann von Kreativität bis Tiefschlaf reichen.


Head-High – der „mentale Rausch“

Wenn jemand vom sogenannten Head-High spricht, geht es im Grunde um eine Form der Cannabis-Wirkung, die sich vor allem auf die Gedanken, Stimmung und Sprache auswirkt. Im Unterschied zum eher körperlich orientierten Body-High beschreibt dieser Zustand mehr eine geistige Erfahrung, die mit klarer Wahrnehmung, gesteigerter Kreativität und häufig auch Euphorie verbunden sein kann. Konsument:innen berichten beispielsweise davon, dass Gedanken schneller „fließen“, Gespräche leichter von der Zunge gehen oder ein Gefühl von Leichtigkeit entsteht. Gleichzeitig können bei empfindlichen Personen aber auch Denkstörungen, innere Unruhe oder Angst auftreten – ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich die Wirkung von Marihuana eigentlich sein kann.

Die Rolle der Cannabinoide nimmt hierbei einen zentralen Platz ein: Vor allem der Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) bindet an Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn und beeinflusst dort Bereiche wie Sprache, Stimmung und Wahrnehmung. Wie stark ein Head-High empfunden wird, hängt auch von der Konsumform ab – ob Joint oder Edible macht dabei einen großen Unterschied.

Die Bedeutung eines Head-Highs ist individuell sehr verschieden. Während manche Konsumierende diese Form des High-Seins gezielt suchen – etwa zur Förderung von Konzentration, Stimmung oder Appetit – kann sie für andere eher problematisch sein, zum Beispiel bei Überempfindlichkeit oder bestehenden Angststörungen.

Charakteristische Effekte des Head-Highs:

  • gesteigerte Kreativität und Ideenfluss
  • Gefühl von Euphorie und Leichtigkeit
  • beschleunigter Gedankenfluss
  • verbesserte Gesprächsbereitschaft und Redegewandtheit
  • Mögliche Nebenwirkungen: innere Unruhe, Angst, Denkstörungen

Body-High – die „körperliche Entspannung“

Während ein Head-High oftmals mit eher geistiger Aktivität verbunden wird, beschreibt das Body-High die Form der Cannabis-Wirkung, die den Körper in den Vordergrund stellt. Konsument:innen berichten dabei häufig von einem Gefühl der Schwere, intensiver Muskelentspannung und einer ausgeprägten Müdigkeit. Beispiele aus der Erfahrung vieler Konsumierenden sind eine deutliche Appetitsteigerung, schnelleres sowie einfacheres Einschlafen oder die Reduktion von Schmerzen. Dieses High wird daher als angenehm beruhigend empfunden, kann aber, je nach eingenommener Menge oder individueller Reaktion, auch Nebenwirkungen nach sich ziehen: Übelkeit, Schwindel oder ein starkes Erschöpfungsgefühl sind nur einige davon.

Die Wirkung eines Body-Highs entsteht durch das Zusammenspiel verschiedener Cannabinoide und Terpene im Cannabis, die auf die Cannabinoid-Rezeptoren im Körper wirken. Besonders häufig wird hier das Terpen Myrcen mit tiefer Entspannung und Schweregefühl in Verbindung gebracht, während das THC den Rausch insgesamt verstärkt. Beim Body-High stehen körperliche Effekte wie Muskelentspannung oder Müdigkeit im Vordergrund. Viele Konsument:innen erleben dieses Befinden als wohltuend, da Schmerzen effektiv gelindert oder Verspannungen spürbar gelockert werden können.

 
 

Grünhorn Academy Podcast

#23 Cannabis erklärt: Einsteigerwissen zu Medizin und Gesellschaft

Mehr erfahren  

Das Body-High verdeutlicht, dass Cannabis nicht mehr längst nur ein Rauschmittel ist, sondern je nach Wirkstoffprofil gezielt als hilfreiches Medikament eingesetzt werden kann. Für Patient:innen ist die beruhigende Wirkung von Cannabis ein nützliches Hilfsmittel gegen Schlafstörungen oder Schmerzen.

Charakteristische Effekte des Body-Highs:

  • intensive Muskelentspannung
  • Gefühl der Schwere oder des „Versinkens“
  • ausgeprägte Müdigkeit und Schlafförderung
  • Schmerzlinderung und Appetitsteigerung
  • Mögliche Nebenwirkungen: Schwindel, Übelkeit, starkes Erschöpfungsgefühl
Schlafender Mann liegt entspannt im Bett

Sativa vs. Indica: Warum diese Begriffe oft in die Irre führen

Wer vom Head-High oder Body-High spricht, denkt vielleicht auch mit an die klassischen Kategorien Sativa und Indica. Traditionell galt: Sativa steht für ein eher geistiges High mit Euphorie, Gedankenfluss und gesteigerter Sprache, während Indica für körperliche Ruhe und Schwere im Körper verantwortlich sein soll. Diese Begriffe sind auch heute noch nach wie vor im Umlauf, wenn es um Marihuana, Haschisch oder die Hanfpflanze geht.

„Sativa wird immer noch generell mit einer aktivierenden und Indica mit einer beruhigenden Wirkung assoziiert – nach der alten Eselsbrücke: ‚Indica in the couch‘. Mit der Fülle an heutigen Cannabis-Kultivaren sagen Herkunft und Wuchsform aber kaum noch etwas über die tatsächliche Wirkung aus. Wir brauchen einen neuen Ansatz, der die chemische Signatur der Pflanze in den Vordergrund stellt.“

(Dr. Nadine Herwig, Biochemikerin und Leiterin der Grünhorn Academy)

Wissenschaftlich betrachtet ist diese Einteilung allerdings längst überholt. Die Cannabispflanze zeigt eine enorme Vielfalt an Wirkungen, die sich nicht allein durch die Zugehörigkeit zu Sativa oder Indica erklären lassen. Der eigentliche Unterschied beim Cannabiskonsum entsteht durch das Zusammenspiel der Cannabinoide (besonders THC und CBD) sowie durch Terpene. Zwei äußerlich ähnliche Pflanzen können daher ganz unterschiedliche Effekte haben: die eine löst ein klares, aktivierendes Head-High aus, die andere ein tief entspannendes Body-High.

Statt sich also auf vereinfachte Begriffe zu verlassen, lohnt sich die genauere Betrachtung des Wirkstoffprofils einer Sorte. Nur so wird verständlich, warum Cannabis eben nicht gleich Cannabis ist – und warum Head-High und Body-High heute vielleicht passendere Beschreibungen für die Cannabis-Wirkung sind als die veraltete Trennung in Sativa und Indica.

Konsumformen und ihre Rolle für die Cannabis-Wirkung

Wie Cannabis letztlich wirkt, lässt sich nicht auf einen einzigen Faktor zurückführen. Entscheidend ist nicht nur, welche Cannabinoide und Terpene in der Pflanze enthalten sind, sondern auch, wie der Körper sie aufnimmt und verarbeitet. Während das Wirkstoffprofil also maßgeblich bestimmt, ob die Wirkung eher geistig oder körperlich spürbar ist, legt die Konsumform fest, mit welcher Geschwindigkeit und in welcher Intensität sich das High entfaltet.

Ein klassisches Beispiel ist das Rauchen eines Joints: Durch die schnelle Aufnahme des Wirkstoffs THC über die Lunge tritt der Rausch fast unmittelbar ein. Konsumierende spüren meist nach wenigen Zügen ein High, das zwar intensiv, aber vergleichsweise kurzanhaltend ist.

  • Joint / Rauchen: schneller Wirkungseintritt, intensives High, eher kürzere Dauer
Zwei Joints neben getrockneten Cannabisblüten auf Holztisch

Ganz anders verläuft die Einnahme über Essen, etwa in Form von Keksen oder anderen mit Cannabis versetzten Lebensmitteln. Hier muss der Wirkstoff erst über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen und in der Leber umgewandelt werden, bevor er an Cannabinoid-Rezeptoren andockt. Die Folge: Das High setzt deutlich langsamer ein, ist dafür aber meist intensiver und hält wesentlich länger an. Viele Konsumierende berichten in diesem Zusammenhang von stärkeren körperlichen Effekten, aber auch von Nebenwirkungen wie Denkstörungen, Gedächtnisproblemen oder einer schwer einzuschätzenden Dauer des Rauschs – insbesondere, wenn die eingenommene Menge an Cannabis schwer kontrollierbar ist.

  • Essen: später Wirkungseintritt, starke körperliche Effekte, lange Dauer, schwerer einzuschätzen

Dieser Unterschied zeigt: Die Konsumform entscheidet nicht allein über Head-High oder Body-High, wohl aber über Tempo, Intensität und Dauer der Cannabis-Wirkung. Wer sich damit auseinandersetzt, versteht besser, warum die gleiche Pflanze bei unterschiedlicher Einnahme völlig verschiedene Erfahrungen auslösen kann.

Hanfblätter zwischen Schokoladenkeksen auf hellem Hintergrund

Individuelle Faktoren: Warum die Wirkung und das "High sein" so unterschiedlich sind

Dass Cannabis nicht bei allen gleich wirkt, liegt vor allem an den individuellen Voraussetzungen. Neben der konsumierten Menge spielen der THC- und CBD-Gehalt sowie das Zusammenspiel der Cannabinoide eine Rolle. Während hohe THC-Werte eher ein starkes High begünstigen, kann ein höherer CBD-Anteil den Effekt abmildern und beruhigend wirken. Welche Seite – Kopf oder Körper – stärker in den Vordergrund tritt, ist daher immer das Ergebnis dieser Mischung in Verbindung mit der persönlichen Empfindlichkeit.

Ebenso entscheidend ist das körpereigene Endocannabinoid-System. Die Rezeptoren im Körper, an die die Cannabinoide andocken, sind bei jedem Menschen unterschiedlich aktiv. Manche reagieren schon auf kleine Mengen, während andere selbst nach wiederholtem Cannabiskonsum weniger Veränderungen spüren. Auch die persönliche Verfassung, wie etwa Stress, Abgeschlagenheit oder die Stimmung, kann die Intensität des Rauschs und das Gefühl, high zu sein, maßgeblich prägen.

Diese individuellen Faktoren beeinflussen das High:

  • Cannabinoid-Verhältnis: Das Verhältnis von THC (intensivierend) zu CBD (abmildernd, beruhigend).
  • Terpen-Profil: Die spezifische Zusammensetzung der sekundären Pflanzenstoffe (z.B. Myrcen für das Body-High).
  • Dosis und Toleranz: Die eingenommene Menge und die individuelle Gewöhnung an Cannabis.
  • Endocannabinoid-System: Die genetisch bedingte Aktivität der Cannabinoid-Rezeptoren.
  • Persönliche Verfassung: Aktuelle Stimmung, Stresslevel und körperliche Kondition.

Medizinische Bedeutung des Cannabiskonsums: Mehr als nur ein Rauschmittel

Cannabis wird im Alltag immer noch oft vorrangig mit Drogen und dem Freizeitkonsum verbunden. Aber ein genauerer Vergleich zeigt, dass die Pflanze weit mehr kann: In der Medizin wird Cannabis gezielt eingesetzt, um Beschwerden zu lindern. Dazu zählen beispielsweise die Appetitförderung bei Krebspatient:innen, die Linderung chronischer Schmerzen oder die Förderung von Entspannung bei Schlafproblemen.

Der Unterschied zum reinen „Kiffen“ liegt in der kontrollierten Einnahme: Wirkstoffe wie THC oder CBD werden in einer festgelegten Menge verabreicht und ihre Wirkung genau dokumentiert. So lässt sich besser einschätzen, ob das High eher kopf- oder doch körperlastig ist, und welche Folgen für die Patient:innen entstehen.

Wichtig bleibt dabei die fundierte Beratung durch Ärzt:innen. Sie können Chancen und Nebenwirkungen abwägen und individuell beurteilen, ob Cannabis bei einer bestimmten Erkrankung sinnvoll sein könnte. Denn auch im medizinischen Kontext gilt: Die Wirkung hängt von den vorhandenen Cannabinoiden, der Dosierung und den individuellen Voraussetzungen der konsumierenden Person ab.

Ärztin führt Beratungsgespräch mit Patientin im Behandlungszimmer

Fazit: High ist nicht gleich High

Ob gedankliche Glücksgefühle oder tiefe körperliche Entspannung – Head-High und Body-High beschreiben zwei Seiten derselben Pflanze. Welche Wirkung überwiegt, hängt von vielen Faktoren ab: vom Verhältnis der Cannabinoide wie THC und CBD, von Terpenen, von der Konsumform und nicht zuletzt von der individuellen Verfassung der Konsument:innen.

Head-High vs. Body-High im Überblick:

Kriterium
Head-High
Body-High
Fokus der Wirkung Geistig, gedanklich, kreativ
Körperlich, entspannend, beruhigend
Gefühle / Stimmung Euphorie, Lachen, Kreativität, Wachheit Tiefe Entspannung, Schwere, Ruhe, Schläfrigkeit
GedankenSchnell, lebendig, ideenreich
Verlangsamt, gelassen, manchmal „abwesend“
Körperliche Effekte Leicht spürbar, teils erhöhter Puls
Muskelentspannung, Schmerzlinderung, gesteigerter Appetit
Beispiele für Terpene Pinen, Limonen
Myrcen, Linalool
Medizinischer Nutzen Stimmungsausgleich, Appetitsteigerung Hilfe bei Schlafproblemen, Schmerzen, Krämpfen

Dr. Nadine Herwig fasst zusammen: „Cannabis ist kein einfaches Rauschmittel. Es ist ein komplexes, phytopharmazeutisches Werkzeug, dessen therapeutisches Potenzial wir erst verstehen, wenn wir die chemische Signatur jeder Sorte – von Cannabinoid bis Terpen – ins Zentrum unserer Betrachtung stellen.“

Für die medizinische Nutzung bedeutet das: Cannabis ist ein komplexes Werkzeug, das – bei ärztlicher Begleitung – gezielt zur Linderung von Schmerzen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen eingesetzt werden kann.

Disclaimer: Dieser Beitrag dient ausschließlich der allgemeinen Information. Er ersetzt keine medizinische Beratung. Wer Cannabis konsumiert oder als Medikament einsetzen möchte, sollte sich unbedingt individuell ärztlich beraten lassen und die geltenden Gesetze beachten.

Alltag & Lifestyle

Illustration einer traurig sitzenden Frau, auf die eine große Hand anklagend zeigt

Nicht jeder Kiffer ist dumm – Warum wir dieses Klischee endlich hinter uns lassen sollten

Cannabis macht nicht automatisch dumm. Warum das Klischee schadet und ...
Frau mit Smartphone in der Hand blickt nachdenklich zur Seite

Head-High vs. Body-High: Warum Cannabis nicht gleich Cannabis ist

Viele Menschen haben eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie sich ...
Mann mit Fernglas späht über Gartenzaun

Merkt mein Nachbar, dass ich Cannabis konsumiere?

Einer der größten Hinweise auf den Konsum von medizinischem Cannabis i...
Hand hält durchsichtigen Beutel mit weißen Pulver

Legal Highs: Harmloser Spaß oder riskantes Spiel mit der Gesundheit?

Legal Highs klingen verlockend: Als vermeintlich legale und harmlose A...
Silhouette eines sich umarmenden Pärchens mit Sonnenuntergang im Hintergrund

Cannabis und Terpene - Ihr Einfluss auf das Liebesleben

Cannabis kann die Psyche und das soziale Verhalten beeinflussen, was s...