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Sativa vs. Indica: Warum die klassische Cannabis-Einteilung überholt ist

Sativa vs Indica - Warum die klassische Cannabis-Einteilung überholt ist

Key Facts:

  • Die Einteilung in Cannabis Sativa und Cannabis Indica stammt aus dem 18. Jahrhundert und basierte ursprünglich auf äußerlichen Merkmalen wie das Aussehen der Pflanzen, der Blattstruktur und der geografischen Herkunft.
  • Neue genetische Studien und genetische Analysen zeigen jedoch: Die klassische Unterscheidung zwischen Sativa vs. Indica ist wissenschaftlich nicht haltbar - viele Cannabis-Sorten sind Hybride, also Kreuzungen beider Cannabisarten.
  • Statt nach Stämmen oder Sortennamen wie "Haze", "Kush" oder "Skunk" sollte Cannabis heute nach seiner chemischen Zusammensetzung (vor allem Cannabinoide Flavonoide, Sekundärstoffe und Terpene) klassifiziert werden.
  • Unsere eigene Analyse von 140 Cannabisblüten in Deutschland zeigt: Bestimmte Terpenprofile geben verlässlichere Hinweise auf die Wirkung, etwa in Bezug auf Gefühl, Geruch oder psychoaktive Effekte (z. B. beruhigend oder kreativitätsfördernd), als die Einordnung in Indica oder Sativa.
  • Die Unterscheidung nach Cannabisarten wie Indica, Sativa oder Ruderalis bleibt für den Anbau oder botanische Zwecke relevant – doch für medizinische oder therapeutische Zwecke zählt zunehmend die chemische Signatur der Cannabispflanze.

Ziel dieser neuen Einteilung ist eine bessere Anwendung in der Medizin: Durch eine gezieltere Auswahl von Cannabis Sativa L. oder anderen Cannabis-Sorten können Patient:innen mit Schmerzen, Schlafproblemen, Angst oder anderen Beschwerden individueller behandelt werden. Dabei spielt auch der Entourage-Effekt eine zentrale Rolle, also das synergistische Zusammenwirken der verschiedenen Wirkstoffe.


Indica und Sativa: Woher kommt die Einteilung?

Auch wenn Hanf bereits seit Jahrtausenden als Nutz- und Heilpflanze verwendet wurde, erfolgte eine systematische Klassifizierung durch Forschende erst im 18. Jahrhundert. Diese Einordnung in die zwei wesentlichen Cannabisarten, nämlich in Cannabis Sativa und Cannabis Indica, ist bis heute noch von großer Bedeutung und in der Cannabis-Therapie weit verbreitet. Auch im medizinischen Einsatz für Patient:innen mit chronischen Schmerzen, Schlafstörungen oder Angststörungen spielt die Unterscheidung in der Praxis nach wie vor eine Rolle – auch wenn sie zunehmend kritisch betrachtet wird.

Der schwedische Forscher Carl von Linné beschrieb 1753 zum ersten Mal die Hanfpflanze Cannabis sativa, den (sogenannten) „gewöhnlichen Hanf“. Er ging davon aus, dass es sich um eine monotypische Gattung handele, die also nur eine Art umfasst. Rund 30 Jahre später kam es dann zur Entdeckung einer anderen Cannabispflanze aus Indien durch den französischen Botaniker Jean-Baptiste de Lamarck. Er gab dieser Sorte den Namen Cannabis indica, also „indischer Hanf“.


Indica oder Sativa – was ist der Unterschied?

Wie unterscheiden sich Sativa- und Indica-dominante Cannabis-Sorten aber eigentlich genau? Ein kleiner Überblick gibt Aufschluss über typische Merkmale, Wirkung, Aussehen, Blütenstruktur und mögliche Effekte. Neben diesen äußerlichen Kriterien spielen heute auch Terpene, Cannabinoide und der individuelle Geruch der Blüten eine immer größere Rolle bei der Einteilung und Auswahl geeigneter Sorten.

 
 

Sativa:

  • verursacht möglicherweise ein eher
    kopflastiges High
  • kann anregend, aktivierend, motivierend und appetitfördern wirken
  • hoher, schlaksiger Wuchs
  • lange, schmale, hellgrüne Blätter
  • luftige Buds

Indica:

  • verursacht möglicherweise ein eher
    körperlastiges High
  • kann stark beruhigend, entspannend, schlaffördernd wirken
  • kann Schmerzen und Stress entgegenwirken
  • kleiner, kompakter Wuchs
  • breitere, dunkelgrüne Blätter
  • dichte Buds
Sativa vs Indica - Warum die klassische Cannabis-Einteilung überholt ist

Indica vs. Sativa: Was sagen neue Studien?

Auch wenn den meisten Anwendenden die Sativa-Indica-Einteilung geläufig ist, offenbaren neue und aktuelle Studien, dass diese Zuweisung überholt ist. Grund dafür ist unter anderem eine Untersuchung1, bei der eine Forschungsgruppe weltweit Proben von 110 verschiedenen Cannabis-Sorten gesammelt hat. Analysiert wurde dabei das gesamte Erbgut dieser Pflanzen, um sie zu ihren genetischen Ursprüngen zurückzuverfolgen. Die Studie ergab, dass es zwar eindeutig verschiedene Linien von Cannabis und Hanf gibt, der Ursprung aller untersuchten Sorten allerdings in der Urpflanze Cannabis sativa liegt. Die traditionelle Trennung in Sativa und Indica könnte also deutlich weniger Relevanz haben, als es in der Vergangenheit der Fall war.

Bemängelt wird von Forschenden unter anderem auch, dass die Unterscheidung nach Sativa und Indica irreführend ist, da sie auf einer eher zufälligen Verbindung von äußerlichen, physiologischen, chemischen Merkmalen, Terpenprofilen und geografischen Faktoren beruht. Beispielsweise werden Stämme, die aus ähnlichen Regionen stammen oder eine ähnliche Blütenstruktur besitzen, automatisch der gleichen Kategorie zugeordnet – unabhängig von ihrer tatsächlichen Zusammensetzung oder biochemischer Wirkung. Das erschwert eine gezielte Auswahl geeigneter Cannabisstrains etwa bei medizinischen Anwendungen.


Cannabis-Sorten nach Chemovar: Eine moderne Alternative

Die Aufteilung in Indica und Sativa kann aufgrund des genetischen Profils nicht klar begründet werden3,4. Eine sinnvollere Variante wäre daher eine chemische Klassifikation, wie sie von einigen Forschenden bereits vorgeschlagen wurde. Cannabis-Sorten sollten laut ihnen nach ihren chemischen Unterschieden eingeteilt werden, in die sogenannten „Chemovare”. Diese geben beispielsweise Auskunft darüber, ob eine Pflanze ein größeres CBD-zu-THC-Verhältnis besitzt oder umgekehrt. Auch das Vorhandensein von CBG oder CBC kann dabei berücksichtigt werden. Bei der Chemovar-Klassifikation wird außerdem auf die Kombination zwischen Cannabinoiden und Terpenen geachtet, nicht nur rein auf den Cannabinoid-Gehalt.

Unsere eigene Studie zeigt, dass eine Klassifikation nach Cannabisblüten auf Grundlage ihrer chemischen Bestandteile – also der enthaltenen Cannabinoide und Terpene – zusätzliche Orientierung bieten kann. In der Untersuchung wurden 140 in Deutschland erhältliche Cannabisblütensorten im Labor umfassend analysiert2. Auf Basis dieser Analyse wurde ein neues System mit sechs Gruppen entwickelt. Jede Gruppe umfasst Sorten, die ein ähnliches Profil an Inhaltsstoffen aufweisen – darunter Cannabinoide, Terpene und weitere bioaktive Verbindungen. Ziel ist es, Ärzt:innen bei der individuellen Auswahl geeigneter Blüten gezielter zu unterstützen und die medizinische Versorgung der Patient:innen zu verbessern.


Cannabis indica, Cannabis sativa oder Chemovar? Was wirklich zählt

Die chemische Bestimmung von Cannabis ist deutlich präziser und verlässlicher als die herkömmliche Kategorisierung. Dennoch sollte weiterhin beachtet werden, dass es zahlreiche weitere Faktoren gibt, die die Wirkung beeinflussen können. So sind nicht nur die Gehalte an Cannabinoiden oder Terpenen ausschlaggebend, sondern auch die Anbaubedingungen der jeweiligen Cannabispflanze – etwa Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichtmenge, Lichtqualität und Nährstoffversorgung. Diese Bedingungen beeinflussen sowohl die Zusammensetzung als auch das individuelle Gefühl, das die Anwendung einer bestimmten Sorte hervorrufen kann.


Cannabisblüten und ihre Wirkung: Ergebnisse im Überblick

Die Auswertung der Studie zeigt: Bestimmte Inhaltstoffe, insbesondere Terpene, treten häufig gemeinsam in Cannabisblüten auf. Eine eindeutige Verbindung zwischen diesen Terpenprofilen und den Sortennamen wie „Sativa" oder „Indica" ließ sich jedoch nicht feststellen. Tatsächlich unterscheiden sich die chemischen Profile oft stark – selbst dann, wenn die Sorten laut Etikett derselben Kategorie zugeordnet werden.

Die Terpene geben wichtige Hinweise auf mögliche Wirkprofile, etwa ob eine Cannabis-Sorte tendenziell beruhigend, angstlösend, kreativitätsfördernd oder schmerzlindernd wirkt. Solche Effekte hängen eng mit der spezifischen Zusammensetzung der Cannabinoide und Terpene zusammen.

Die Studienergebnisse tragen dazu bei, die Auswahl geeigneter Cannabisstrains für individuelle Beschwerden, wie z. B. chronische Schmerzen, Schlafprobleme oder Angstzustände, künftig noch gezielter und wirkungsorientierter zu gestalten. Für Patient:innen bedeutet das mehr Transparenz und eine bessere Abstimmung der Behandlung auf ihre persönlichen Bedürfnisse.


Ziel: Mehr Transparenz in der Anwendung

Die Ergebnisse der Untersuchung sollen dazu beitragen, die Auswahl und Anwendung medizinischer Cannabisblüten künftig strukturierter und nachvollziehbarer zu gestalten. Dabei geht es nicht um allgemeine Empfehlungen, sondern um eine genauere Beschreibung der jeweiligen Sorten und ihrer Zusammensetzung, insbesondere in Bezug auf Cannabinoide und Terpene. So können Ärzt:innen eine individuell abgestimmte Therapie etwa bei verschiedenen Beschwerden besser begleiten. Auch neurodegenerative Erkrankungen wie MS oder Parkinson könnten davon profitieren. Langfristig sollen die gewonnenen Erkenntnisse sowohl Patient:innen als auch Fachpersonal helfen, die Wirkung einzelner Stämme besser einzuschätzen und die medizinische Cannabis-Therapie effektiver zu gestalten.


Bessere Versorgung von Patienten:innen

Wir nutzen die Erkenntnisse aus der Studie, um Patient:innen noch gezielter versorgen zu können. Statt sich auf die oft ungenauen Sortennamen oder vermarkteten Kategorien wie „Sativa“ oder „Indica“ der Hersteller zu verlassen, kommt es nun auf die tatsächliche Zusammensetzung der Inhaltsstoffe an, insbesondere auf den Gehalt an THC, CBD und bestimmten Terpenen, die in Kombination maßgeblich die Wirkung beeinflussen können. Diese Werte werden im Labor regelmäßig geprüft und dokumentiert.

Muss bei einer Verordnung einmal die Sorte gewechselt werden, etwa aufgrund von Lieferengpässen, richtet sich die pharmazeutische Empfehlung nicht mehr nach der überholten Aufteilung, sondern nach dem aktuellen Chemovar-Profil der jeweiligen Blüten. So bleibt auch bei einem Sortenwechsel eine therapeutisch vergleichbare Wirkung erhalten – ein wichtiger Fortschritt in der Cannabis-Therapie.


Quellen:

[1] Ren, G., Zhang, X., Li, Y., Ridout, K., Serrano-Serrano, M. L., Yang, Y., Liu, A., Ravikanth, G., Nawaz, M. A., Mumtaz, A. S., Salamin, N., & Fumagalli, L. (2021). Large-scale whole-genome resequencing unravels the domestication history of Cannabis sativa. Science advances, 7(29), eabg2286.
[2] Herwig N, Utgenannt S, Nickl F, Möbius P, Nowak L, Schulz O, Fischer M. Classification of Cannabis Strains Based on their Chemical Fingerprint-A Broad Analysis of Chemovars in the German Market. Cannabis Cannabinoid Res. 2024 Aug 13.
[3] Sawler J, Stout JM, Gardner KM, et al. The Genetic Structure of Marijuana and Hemp. PLoS One 2015;10(8): e0133292.
[4] Watts S, McElroy M, Migicovsky Z, et al. Cannabis labelling is associated with genetic variation in terpene synthase genes. Nature Plants 2021;7(10):1330–1334.

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