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Sativa vs. Indica: Warum die klassische Cannabis-Einteilung überholt ist

Sativa vs Indica - Warum die klassische Cannabis-Einteilung überholt ist

Key Facts:

  • Neue genetische Analysen zeigen, dass die meisten Cannabissorten heute Hybride sind – die Begriffe „Indica“ und „Sativa“ sagen wenig über die tatsächliche Wirkung oder Zusammensetzung aus.
  • Statt sich auf Indica-Sorten oder Sativa-Sorten zu verlassen, ist die chemische Signatur der Cannabispflanze – z. B. das Verhältnis von THC und CBD – wesentlich aussagekräftiger für die Auswahl passender Hanfsorten.
  • Unsere Analyse von 140 Cannabisblüten zeigt, dass Eigenschaften wie Geruch, Gefühl, Kreativität oder therapeutischer Nutzen im engeren Zusammenhang mit Terpenprofilen stehen – nicht mit der herkömmlichen Einteilung in Indica oder Sativa.

Die Unterscheidung zwischen Sativa und Indica ist vielen Konsument:innen und Patient:innen geläufig. Doch aktuelle Studien und neue Klassifikationen zeigen: Diese Einteilung greift oft zu kurz. Während Begriffe wie „Sativa-Wirkung" und „Indica-Blüten" noch im Umlauf sind, verändert sich der Blick auf die Cannabispflanze zunehmend. Dieser Artikel beleuchtet, woher die Einteilung stammt, wie sie sich auf Wirkung und Anwendung bezieht und warum Chemovare heute die bessere Wahl sein könnten.


Indica-Cannabis und Sativa-Cannabis: Ursprung der Einteilung nach Carl von Linné

Auch wenn Hanf bereits seit Jahrtausenden als Nutz- und Heilpflanze verwendet wurde, erfolgte eine systematische Klassifizierung durch Forschende erst im 18. Jahrhundert. Diese Einordnung in die zwei wesentlichen Cannabisarten, nämlich in Cannabis Sativa und Cannabis Indica, ist bis heute noch von großer Bedeutung und in der Cannabis-Therapie weit verbreitet. Auch im medizinischen Einsatz für Patient:innen mit chronischen Schmerzen, Schlafstörungen oder Angststörungen spielt die Unterscheidung in der Praxis nach wie vor eine Rolle – auch wenn sie zunehmend kritisch betrachtet wird.

Der schwedische Forscher Carl von Linné beschrieb 1753 zum ersten Mal die Hanfpflanze Cannabis sativa, den sogenannten „gewöhnlichen Hanf“. Er ging davon aus, dass es sich um eine monotypische Gattung handele, die also nur eine Art umfasst. Rund 30 Jahre später kam es dann zur Entdeckung einer anderen Cannabispflanze aus Indien durch den französischen Botaniker Jean-Baptiste de Lamarck. Er gab dieser Sorte den Namen Cannabis indica, also „indischer Hanf“.


Sativa und Indica im Vergleich: Erscheinungsbild, Effekte und Eigenschaften

Wie unterscheiden sich Sativa- und Indica-dominante Cannabissorten eigentlich genau? Ein kleiner Überblick gibt Aufschluss über typische Merkmale, Wirkung, Aussehen, Blütenstruktur und mögliche Effekte. Neben diesen äußerlichen Kriterien spielen heute auch Terpene, Cannabinoide und der individuelle Geruch der Blüten eine immer größere Rolle bei der Einteilung und Auswahl geeigneter Sorten.

  • Sativa-Sorten gelten als anregend und stimmungsaufhellend – häufig beschrieben mit Worten wie „kreativ“ oder „fokussiert“.
  • Indica-Sorten werden traditionell mit entspannenden Effekten, körperlicher Beruhigung und sedierender Wirkung assoziiert.
  • Auch das Erscheinungsbild unterscheidet sich: Sativa-Pflanzen sind oft größer mit schmaleren Blättern, Indica-Pflanzen eher buschig mit breiteren Blättern.

Sativa vs. Indica: Was Studien heute über die Zusammensetzung sagen

Auch wenn den meisten Anwendenden die Sativa-Indica-Einteilung geläufig ist, offenbaren neue und aktuelle Studien, dass diese Zuweisung überholt ist. Grund dafür ist unter anderem eine Untersuchung1, bei der eine Forschungsgruppe weltweit Proben von 110 verschiedenen Cannabissorten gesammelt hat. Analysiert wurde dabei das gesamte Erbgut dieser Pflanzen, um sie zu ihren genetischen Ursprüngen zurückzuverfolgen. Die Studie ergab, dass es zwar eindeutig verschiedene Linien von Cannabis und Hanf gibt, der Ursprung aller untersuchten Sorten allerdings in der Urpflanze Cannabis sativa liegt.

Die traditionelle Trennung in Sativa und Indica könnte also deutlich weniger Relevanz haben, als es in der Vergangenheit der Fall war.

Forschende bemängeln unter anderem, dass die Unterscheidung nach Sativa und Indica irreführend ist, da sie auf einer eher zufälligen Verbindung von äußerlichen, physiologischen, chemischen Merkmalen, Terpenprofilen und geografischen Faktoren beruht.2 Beispielsweise werden Stämme, die aus ähnlichen Regionen stammen oder eine ähnliche Blütenstruktur besitzen, automatisch der gleichen Kategorie zugeordnet – unabhängig von ihrer tatsächlichen Zusammensetzung oder biochemischer Wirkung. Das erschwert eine gezielte Auswahl geeigneter Cannabisstrains etwa bei medizinischen Anwendungen.

 
 

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Weg von Indica- und Sativa-Sorten: Warum Chemovare die bessere Regel sind

Die Aufteilung in Indica und Sativa kann aufgrund des genetischen Profils nicht klar begründet werden. Eine sinnvollere Variante wäre daher eine chemische Klassifikation, wie sie von einigen Forschenden bereits vorgeschlagen wurde. Cannabissorten sollten laut ihnen nach ihren chemischen Unterschieden eingeteilt werden – in sogenannte „Chemovare“.

Diese geben beispielsweise Auskunft darüber, ob eine Pflanze ein größeres CBD-zu-THC-Verhältnis besitzt oder umgekehrt. Auch das Vorhandensein von CBG oder CBC kann dabei berücksichtigt werden. Bei der Chemovar-Klassifikation wird außerdem auf die Kombination zwischen Cannabinoiden und Terpenen geachtet, nicht nur rein auf den Cannabinoid-Gehalt.


Was unsere Studie zeigt: Terpene und Cannabinoide als Kompass für die Auswahl

Unsere eigene Studie3 zeigt, dass eine Klassifikation nach Cannabisblüten auf Grundlage ihrer chemischen Bestandteile – also der enthaltenen Cannabinoide und Terpene – zusätzliche Orientierung bieten kann. In der Untersuchung wurden 140 in Deutschland erhältliche Cannabisblütensorten im Labor umfassend analysiert. Auf Basis dieser Analyse wurde ein neues System mit sechs Gruppen entwickelt.

Jede Gruppe umfasst Sorten, die ein ähnliches Profil an Inhaltsstoffen aufweisen – darunter Cannabinoide, Terpene und weitere bioaktive Verbindungen. Ziel ist es, Ärzt:innen bei der individuellen Auswahl geeigneter Blüten gezielter zu unterstützen und die medizinische Versorgung der Patient:innen zu verbessern.


Indica oder Sativa? Warum Patienten von chemischen Profilen mehr profitieren

Für die medizinische Praxis ist entscheidend: Die chemische Zusammensetzung – nicht der Name oder die Herkunft einer Sorte – bestimmt ihre Wirkung. Ob bei chronischen Schmerzen, Schlafstörungen oder Angstsymptomen: Nur durch ein klares Verständnis der Inhaltsstoffe können Patient:innen von Cannabis profitieren. Ein reines Festhalten an der klassischen Einteilung in „Indica vs. Sativa“ reicht heute nicht mehr aus.


Fazit: Die Zukunft liegt in der Vielfalt chemischer Profile

Indica und Sativa waren ein guter Anfang – aber moderne Cannabismedizin braucht präzisere Werkzeuge. Die Zukunft liegt in der Betrachtung von Terpenen, Cannabinoiden und deren Zusammenspiel. Wer die Wirkung und Anwendung von Cannabis verstehen will, muss über die klassische Sortenzuordnung hinausdenken. Ob für therapeutische Zwecke oder den informierten Konsum: Chemovare bieten eine bessere Grundlage für Auswahl, Wirkung und Vertrauen.

Quellen:
[1] Ren, G., Zhang, X., Li, Y., Ridout, K., Serrano-Serrano, M. L., Yang, Y., Liu, A., Ravikanth, G., Nawaz, M. A., Mumtaz, A. S., Salamin, N., & Fumagalli, L. (2021). Large-scale whole-genome resequencing unravels the domestication history of Cannabis sativa. Science advances, 7(29), eabg2286.
[2] Sawler J, Stout JM, Gardner KM, et al. The Genetic Structure of Marijuana and Hemp. PLoS One 2015;10(8): e0133292.
[3] Herwig N, Utgenannt S, Nickl F, Möbius P, Nowak L, Schulz O, Fischer M. Classification of Cannabis Strains Based on their Chemical Fingerprint-A Broad Analysis of Chemovars in the German Market. Cannabis Cannabinoid Res. 2024 Aug 13.
[4] Watts S, McElroy M, Migicovsky Z, et al. Cannabis labelling is associated with genetic variation in terpene synthase genes. Nature Plants 2021;7(10):1330–1334.

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