Cannabis-Creme bei Hauterkrankungen: Was THC auf der Haut bewirken kann

Key Facts:
- THC-Cremes wirken direkt auf das Endocannabinoid-System der Haut und können entzündliche Hauterkrankungen wie Psoriasis, Neurodermitis oder Akne gezielt lindern.
- Im Gegensatz zu Cortison-Cremes sind THC-haltige Produkte oft sanfter zur Haut und haben ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen bei langfristiger Anwendung.
- Die äußerliche Anwendung von THC-Cremes führt kaum zu psychoaktiven Effekten, da die Wirkstoffe überwiegend lokal wirken und kaum in den Blutkreislauf gelangen.
In den letzten Jahren hat die Forschung zunehmend das therapeutische Potenzial von Cannabinoiden wie Tetrahydrocannabinol (THC) unter die Lupe genommen – so auch die Anwendungsmöglichkeiten bei diversen Hauterkrankungen. Besonders spannend ist dabei die äußerliche Anwendung in Form einer THC-Creme oder Cannabissalbe, die bei bestimmten Hautproblemen eine mögliche Alternative zu Cortison darstellen könnte – und anders als viele CBD-Produkte nicht nur in der Kosmetik-Abteilung steht, sondern medizinisch eingesetzt wird.
In diesem Artikel bekommst du daher alle Informationen darüber, wie Cannabis auf der Haut wirkt, wie THC-Cremes bei Hauterkrankungen helfen könnten und was der Unterschied zu anderen medizinischen Produkten in dieser Kategorie ist.
Das Endocannabinoid-System der Haut
Unsere Haut ist nicht nur ein Schutzschild gegen Umwelteinflüsse – sie ist ein komplexes Organ mit einem eigenen Endocannabinoid-System (ECS). Dieses besteht aus sogenannten CB1- und CB2-Rezeptoren, körpereigenen Liganden und Enzymen, die diese abbauen. Das ECS übernimmt dabei die Funktion, zentrale Prozesse wie Zellteilung, Talgproduktion und Immunreaktionen zu regulieren. Und genau hier kommt Cannabis ins Spiel: Exogene Cannabinoide wie THC können an diese Rezeptoren binden und damit bestimmte Reaktionen gezielt beeinflussen, wie zum Beispiel Entzündungen hemmen oder Juckreiz lindern.
Wie THC auf der Haut wirkt
Wenn du dir eine THC-Creme oder THC-Salbe aufträgst, gelangt der Wirkstoff der Cannabispflanze in die oberen Hautschichten – dort, wo viele dieser Rezeptoren sitzen. Die gute Nachricht: Anders als beim Rauchen oder Schlucken von THC gelangt bei der Nutzung einer solchen Creme kaum etwas des Cannabinoids in den Blutkreislauf des Menschen. Das heißt, psychoaktive Effekte sind praktisch ausgeschlossen – trotzdem kannst du von den entzündungshemmenden Bestandteilen der Hanfpflanze profitieren, die gezielt zur Behandlung entzündlicher Hautbeschwerden eingesetzt werden können.
Studien zeigen außerdem, dass THC dabei helfen kann, Talgdrüsen zu regulieren, entzündliche Botenstoffe zu dämpfen und das Hautbild zu beruhigen.1,2 Und mehr noch: Forschende vermuten, dass THC sogar auf tiefere Prozesse bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen wirken könnte – also nicht nur Symptome lindert, sondern möglicherweise ursächliche Entzündungsmechanismen beeinflusst.3
THC-Creme bei Hauterkrankungen
Psoriasis
Bei Psoriasis kommt es zu einer übermäßigen Zellteilung in der Oberhaut. Erste Laborstudien deuten darauf hin, dass THC genau diese Proliferation (also die übermäßige Vermehrung von Hautzellen) hemmen kann – ein möglicher Ansatz, um den Entzündungszyklus zu durchbrechen.4

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Neurodermitis (Atopische Dermatitis)
Juckreiz, Entzündung, trockene Haut – all das sind klassische Merkmale der Neurodermitis. THC könnte hier auf mehreren Ebenen unterstützen: durch das Runterregeln von Immunreaktionen, das Lindern von Juckreiz und die Beruhigung überaktiver Nervenenden.
Akne
Akne ist oft das Ergebnis überaktiver Talgdrüsen. Cannabinoide wie THC könnten helfen, die Talgproduktion zu regulieren und gleichzeitig Entzündungen zu dämpfen – vielversprechend bei unreiner Haut.
Pruritus (Juckreiz)
Bei chronischem Juckreiz (Pruritus) berichten Betroffene über eine deutliche Linderung nach dem Einsatz cannabinoid-haltiger Produkte. Auch hier scheint die Interaktion mit dem Endocannabinoid-System eine wichtige Rolle zu spielen.

THC-Creme als Alternative zu Cortison?
Cortison ist bei Hautentzündungen der medizinische Standard – aber der Wirkstoff kommt nicht ohne Nebenwirkungen: Hautverdünnung, Pigmentveränderungen und eine höhere Anfälligkeit für Infektionen sind nur einige davon, über die sich Anwender:innen im Klaren sein sollten. Cannabis und Cortison bieten in diesem Zusammenhang eine spannende Vergleichsbasis: Während ersteres oft stark wirkt, aber die Haut auf Dauer belastet, könnte eine THC-Creme eine sanftere Option darstellen – mit lokalem Effekt, aber weniger Risiko für langfristige Hautschäden.
Aber die Forschung steckt zu diesem Thema noch weitgehend in den Kinderschuhen, und es braucht weitere klinische Studien. Aber schon jetzt zeigt sich, dass die Wirkung von cannabinoid-haltigen Salben, Gelen oder Cremes vor allem bei Menschen mit entzündlichen Hautzuständen Potenzial hat.
Sicherheit und Verträglichkeit
Topische THC-Cremes gelten allgemein als gut verträglich. Da sie direkt an der betroffenen Stelle angewendet werden und nicht systemisch wirken, sind psychoaktive Effekte unwahrscheinlich. Die spezielle Mischung aus entzündungshemmenden Inhaltsstoffen eignet sich besonders für die gezielte Pflege und Symptomlinderung empfindlicher oder gereizter Haut. Dennoch können in seltenen Fällen lokale Hautreaktionen wie Rötungen oder Juckreiz auftreten. Es wird empfohlen, vor der großflächigen Anwendung einen kleinen Patch-Test, zum Beispiel am Unterarm, durchzuführen, um mögliche allergische Reaktionen auszuschließen.
CBD-Cremes: Frei verkäuflich, aber mit Grenzen
Du hast sicher schon von CBD-Cremes gehört – sie sind oft in Drogerien oder Online-Shops zu finden. Im Gegensatz zu medizinischen THC-Cremes, die nur auf Rezept erhältlich und über Apotheken beziehbar sind, gelten Cannabiscremes mit dem Inhaltsstoff CBD meist als Kosmetikprodukt. Die Wirkung von diesen wird vor allem im Zusammenhang mit empfindlicher, gereizter oder trockener Haut diskutiert. Viele Anwender:innen berichten von beruhigenden und entzündungshemmenden Effekten.
Was ist der Unterschied zwischen THC- und CBD-Cremes?
CBD wirkt eher indirekt auf das Endocannabinoid-System, während THC unmittelbar an die Rezeptoren bindet. Genau diese direkte Interaktion scheint bei chronischen Hautproblemen ein entscheidender Vorteil zu sein. Die Wirkung von CBD auf die Haut ist meist sanfter, Kosmetik-orientiert und weniger stark ausgeprägt. Wenn es allerdings um schwerwiegendere oder chronische Hautzustände geht, könnte eine medizinisch eingesetzte THC-Salbe die bessere Wahl sein – natürlich immer in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin.

Vergleich: THC-Creme, CBD-Creme und Cortison-Creme im Überblick
Wenn du dir unsicher bist, welche Creme bei Hautproblemen infrage kommen könnte, hilft möglicherweise ein kurzer Vergleich. Hier siehst du noch einmal auf einen Blick, wie sich THC-Cremes, CBD-Cremes und klassische Cortison-Cremes voneinander unterscheiden:
THC Creme / THC-Salbe
- Wirkung: entzündungshemmend, juckreizlindernd, talgregulierend
- Wirkmechanismus: direkte Bindung an CB1- und CB2-Rezeptoren
- Einsatzgebiet: chronisch-entzündliche Hauterkrankungen (zum Beispiel Psoriasis, Neurodermitis)
- Verschreibungspflichtig: Ja
- Psychoaktive Wirkung: Nein (bei lokaler Anwendung)
CBD-Creme
- Wirkung: beruhigend, entzündungsmodulierend, hautpflegend
- Wirkmechanismus: indirekte Beeinflussung des Endocannabinoid-Systems
- Einsatzgebiet: trockene, empfindliche oder gereizte Haut
- Verschreibungspflichtig: Nein (frei verkäuflich)
- Psychoaktive Wirkung: Nein
Cortison-haltige Creme
- Wirkung: stark entzündungshemmend, immunsuppressiv
- Wirkmechanismus: Hemmung der Immunantwort durch Steroide
- Einsatzgebiet: akute oder schwere entzündliche Hauterkrankungen
- Verschreibungspflichtig: ab mittlerer Wirkstärke ja
- Psychoaktive Wirkung: Nein
- Mögliche Nebenwirkungen: Hautverdünnung, Pigmentveränderung, Infektionsrisiko bei langfristiger Anwendung
Fazit: Was Cannabis-Cremes für die Haut leisten können
Cannabis-Creme, THC-Creme oder Cannabissalbe – egal wie man sie auch nennt: Die medizinische Anwendung der Inhaltsstoffe der Cannabispflanze direkt auf der Haut ist ein spannendes Feld mit viel Potenzial. Erste Studien legen nahe, dass Cannabinoide wie THC bei Menschen mit Hautproblemen wie Psoriasis, Neurodermitis, Akne oder Juckreiz gezielt unterstützen könnten – vor allem durch ihre Fähigkeit, das Endocannabinoid-System der Haut zu modulieren und entzündliche Prozesse zu regulieren. Im Vergleich zu klassischen Cortison-Cremes oder -Gelen könnten THC-haltige Produkte sanfter, aber nachhaltig wirksam sein. Natürlich ersetzt das nicht die ärztliche Diagnose – aber es lohnt sich, mit einem offenen und gut informierten Blick neue Wege in der Hautpflege zu entdecken.
Disclaimer: Dieser Beitrag dient ausschließlich zu Informationszwecken und ersetzt nicht die professionelle medizinische Beratung. Bei Hauterkrankungen sollte stets ein Dermatologe bzw. eine Dermatologin oder eine andere qualifizierte medizinische Fachkraft konsultiert werden.
Quellen:
[1] Yoo EH, Lee JH. Cannabinoids and Their Receptors in Skin
Diseases. Int J Mol Sci. 2023 Nov 20;24(22):16523. doi:
10.3390/ijms242216523. PMID: 38003712; PMCID: PMC10672037.
[2] Baswan
SM, Klosner AE, Glynn K, Rajgopal A, Malik K, Yim S, Stern N.
Therapeutic Potential of Cannabidiol (CBD) for Skin Health and
Disorders. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2020 Dec 8;13:927-942. doi:
10.2147/CCID.S286411. PMID: 33335413; PMCID: PMC7736837.
[3] Zheng Y,
Cui J, Chen A-H, Zong Z-M, Wei X-Y. Optimization of
Ultrasonic-Microwave Assisted Extraction and Hepatoprotective Activities
of Polysaccharides from Trametes orientalis. Molecules. 2019;
24(1):147. https://doi.org/10.3390/molecules24010147.
[4] Wilkinson
JD, Williamson EM. Cannabinoids inhibit human keratinocyte proliferation
through a non-CB1/CB2 mechanism and have a potential therapeutic value
in the treatment of psoriasis. J Dermatol Sci. 2007 Feb;45(2):87-92.
doi: 10.1016/j.jdermsci.2006.10.009 . Epub 2006 Dec 6. PMID: 17157480.