Medizinisches Cannabis richtig dosieren: So vermeidest du eine Überdosierung

Key Facts:
- Wissenschaftliche Studien zeigen, dass eine Überdosis von medizinischem Cannabis in der Regel nicht tödlich verläuft – im Gegensatz zu Substanzen wie Alkohol oder Opioiden.
- Typische Anzeichen sind Schwindel, Herzrasen, Übelkeit, Verwirrung, Angstzustände und Halluzinationen – insbesondere bei ungeübten Konsument:innen, hohen Dosen oder Edibles mit verzögerter Wirkung.
- Eine individuell angepasste Dosierung, langsame Dosissteigerung und ärztliche Begleitung sind entscheidend, um Risiken und unerwünschte Nebenwirkungen zu minimieren.
Medizinisches Cannabis findet in der modernen Therapie bei vielen Erkrankungen zunehmend Anwendung. Die Wirkung von Cannabis kann bei Schmerzen, Spastiken oder Schlafproblemen äußerst positiv sein – vorausgesetzt, die Dosierung ist individuell angepasst. Eine falsche Anwendung oder zu hohe Dosis kann jedoch zu einer Überdosierung führen, was unangenehme Nebenwirkungen nach sich zieht.
In diesem Beitrag erfährst du, wie es zu einer Cannabis-Überdosierung kommen kann, welche Symptome auftreten, welche Maßnahmen im Fall einer THC-Überdosis helfen und wie du sie von Anfang an vermeiden kannst.
Wie kommt es zu einer Überdosierung mit medizinischem Cannabis?
Der Konsum von Cannabis, sei es durch Verdampfen, Rauchen oder orale Einnahme in Form von Extrakten und Edibles (z. B. Keksen), muss mit Bedacht erfolgen. Insbesondere bei der Einnahme von THC-haltigen Medikamenten, die zu den stärkeren Cannabisprodukten gehören, können verschiedene Faktoren zu einer Überdosierung führen:
- Zu schnelle Dosissteigerung: Wer die Dosis zu schnell erhöht, riskiert eine THC-Überdosis mit teils starken psychoaktiven Wirkungen.
- Wechsel der Darreichungsform: Der Übergang von Blüten zu Extrakten, Ölen oder Medikamenten verändert die Wirkung – die Aufnahme von THC kann deutlich steigen.
- Verzögerter Wirkungseintritt bei Edibles: Die Wirkung tritt bei oralem Konsum oft erst nach 30–90 Minuten ein. Wer in der Zwischenzeit nachdosiert, erhöht das Risiko für eine Überdosis.
- Individuelle Reaktion und Toleranz: Jeder Körper und jede Psyche reagiert anders auf Cannabinoide. Besonders bei geringer Toleranz können bereits kleine Mengen starke Effekte auslösen.
- Kombination mit anderen Substanzen: Die gleichzeitige Einnahme von Alkohol, Medikamenten oder anderen Drogen kann die Wirkung unvorhersehbar verstärken und zur Vergiftung führen.
Symptome einer Cannabis-Überdosierung – Warnzeichen richtig deuten
Eine THC-Überdosis ist in den meisten Fällen zwar nicht lebensbedrohlich, kann aber sehr belastend sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und Benommenheit
- Verwirrung, Denkstörungen, Konzentrationsprobleme
- Herzrasen und Kreislaufprobleme
- Übelkeit, Erbrechen und Mundtrockenheit
- Angstzustände, Panikattacken, Reizbarkeit
- Halluzinationen, Paranoia, Desorientierung
- Starke Müdigkeit, Fatigue, verlangsamte Reaktionen
- Übertriebene Euphorie mit Kontrollverlust
In seltenen Fällen kann es zu psychischen Krisen oder sogar medizinischer Betreuung kommen – besonders bei unerfahrenem Cannabiskonsum.

Grünhorn Academy Podcast
#20 Medizinisches Cannabis im Check: So wird Qualität garantiert - Teil 1: Anbau und Ernte
Was tun bei einer Überdosierung von medizinischem Cannabis?
Wenn du oder jemand in deiner Umgebung Anzeichen einer Cannabis-Überdosierung zeigt, helfen folgende Maßnahmen:
- Ruhe bewahren: Panik verschärft die Wirkung. Tiefes Atmen und ein sicherer Ort helfen beim Entspannen.
- Vertraute Person hinzuziehen: Eine ruhige Person kann unterstützen, beruhigen und die Situation besser einschätzen.
- Ausreichend Flüssigkeit und Zucker: Wasser, Tee oder Fruchtsaft stabilisieren den Kreislauf. Vermeide Koffein.
- CBD gegen THC: Cannabidiol kann die psychoaktive Wirkung von THC abschwächen. CBD-Öl ist eine gute Möglichkeit, Symptome zu lindern.
- Leichte Reize: Entspannende Musik, frische Luft oder eine kleine Bewegung können helfen.
- Arzt bzw. Ärztin kontaktieren bei schweren Symptomen: Besonders bei Angstzuständen, anhaltender Verwirrung oder starker Übelkeit sollte ärztliche Hilfe gesucht werden.
Vermeidung einer THC-Überdosis: Tipps zur Vorbeugung
Die beste Behandlung ist Prävention. Wer die folgenden Tipps beachtet, reduziert das Risiko einer THC-Überdosis deutlich:
- Individuelle Dosierungspläne beachten und mit medizinischer Fachkraft abstimmen
- Langsame Steigerung der Dosis, um die eigene Toleranz zu testen
- Besondere Vorsicht bei oraler Einnahme wie Edibles – keine Nachdosierung vor Wirkungseintritt
- Regelmäßige Selbsteinschätzung: Die eigene Psyche, Körperreaktionen und Emotionen beobachten (bspw. mit einem Patiententagebuch)
- Rücksprache mit Cannabis-Expert:innen (Ärzt:innen, Apotheker:innen) bei Unsicherheit oder neuer Medikamentenform
Die richtige Auswahl des Wirkstoffs, das passende Produkt und ein klarer Therapieplan spielen eine zentrale Rolle.
Cannabis-Überdosierung und mögliche Folgen: Was sagen Studien?
Studien1,2,3 belegen, dass eine THC-Überdosis selten zu ernsten gesundheitlichen Todesfällen führt – anders als bei anderen Substanzen wie Opioiden oder Alkohol. Dennoch sind psychische Folgen wie Angst, Desorientierung oder kurzfristige Leistungseinbußen nicht zu unterschätzen, insbesondere bei Jugendlichen oder Menschen mit bestehenden psychischen Erkrankungen.
Besonders gefährdet sind Menschen mit wenig Toleranz, hoher Dosis und fehlender Erfahrung mit Cannabisprodukten. Der Vergleich mit anderen Medikamenten zeigt: Eine verantwortungsvolle Anwendung ist entscheidend.
Fazit: Ein bewusster Cannabiskonsum kann vor einer Überdosierung schützen
Medizinisches Cannabis ist ein potentes Medikament mit hohem therapeutischem Wert – bei chronischen Erkrankungen, Schmerzen oder Spastik kann es die Lebensqualität deutlich steigern. Gleichzeitig birgt es beim unsachgemäßen Konsum von Cannabis auch Risiken.
Wer die Dosierung korrekt einhält, die eigene Reaktion kennt und keine unkontrollierten Mengen konsumiert, kann die unterstützende Wirkung von Cannabis sicher erleben. Im Falle einer Überdosierung helfen Ruhe, Flüssigkeit, eventuell CBD – und bei Bedarf medizinische Hilfe.
Disclaimer: Dieser Beitrag dient ausschließlich Informationszwecken und ersetzt keine medizinische Beratung. Der Gebrauch von Cannabis oder Marihuana zu medizinischen Zwecken darf nur nach ärztlicher Verschreibung und unter Einhaltung der gesetzlichen Regeln erfolgen. Bei Beschwerden oder Fragen konsultiere bitte eine medizinische Fachkraft.
Studien:
1 National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine. (2017). The
health effects of cannabis and cannabinoids: The current state of
evidence and recommendations for research (Chapter 9: Injury and Death).
National Academies Press.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/books/NBK425742/ [abgerufen am
09.07.2025].
2 Noble, M. J., Hedberg, K., & Hendrickson, R. G. (2019). Acute
cannabis toxicity. Clinical Toxicology, 57(8), 735–742.
https://doi.org/10.1080/15563650.2018.1548708.
3 Murray, C. H., Huang, Z., Lee, R., & de Wit, H. (2022).
Adolescents are more sensitive than adults to acute behavioral and
cognitive effects of THC. Neuropsychopharmacology, 47(7), 1331–1338.
https://doi.org/10.1038/s41386-022-01281-w.